Pressemitteilung zur Pressekonferenz des Krankenhausspiegels Thüringen / LKHG
Stetige Zunahme an psychischen Störungen und Erkrankungen: Thüringer Kliniken bieten Hilfe und differenzierte Behandlungsangebote
NEU: Krankenhausspiegel Thüringen informiert umfassend über ambulante, tagesklinische und stationäre Therapiemöglichkeiten für Kinder, Jugendliche und Erwachsene
(Erfurt, 21.06.2023) Seit Jahren schon nehmen psychische Erkrankungen und die Nachfrage nach Behandlungen zu – auch in Thüringen. Wo aber bekomme ich welche Beratungs-, Hilfs- und Behandlungsangebote für mich oder meine Angehörigen? Eine schnelle und übersichtliche Antwort gibt jetzt der Krankenhausspiegel Thüringen (www.krankenhausspiegel-thueringen.de) mit seiner neuen Rubrik „Psychische Gesundheit“. Hier finden Interessierte detaillierte Informationen über die Leistungsangebote der Krankenhäuser im Freistaat in den Bereichen Psychiatrie, Psychosomatik sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie. Von der sozialpsychiatrischen Beratung bis hin zur stationären klinischen Behandlung werden sämtliche Angebote aufgeführt und ausführlich beschrieben. Diese neue Rubrik ergänzt den Krankenhausspiegel um einen zentralen Gesundheitsbereich; außerdem wurden wieder die Qualitätsergebnisse der Thüringer Kliniken in 17 häufigen Behandlungsgebieten von Geburtshilfe bis Hüft- und Kniegelenkersatz mit neuesten Zahlen aktualisiert.
Kernstück der neuen Rubrik „Psychische Gesundheit“ im Krankenhausspiegel Thüringen sind mehrere interaktive Landkarten des Freistaats, auf der alle Standorte mit Beratungs-, Hilfs- und Behandlungsangeboten der Kliniken, die am Krankenhausspiegel teilnehmen, eingezeichnet sind. „Die Thüringen-Karte auf der Startseite der neuen Rubrik ‚Psychische Gesundheit‘ bietet bereits einen sehr detaillierten Überblick über das vielfältige Angebot unserer Krankenhäuser“, erläuterte Dr. Gundula Werner, Vorsitzende des Vorstands der Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen, bei der Vorstellung der neuen Schwerpunktrubrik. „Dieses neuartige Angebot umfasst nicht nur die Allgemeinpsychiatrie, sondern nun auch die Psychosomatik, die Kinder- und Jugendpsychiatrie und die Psychotherapie.“ In drei weiteren Karten lassen sich landesweit Einrichtungen auswählen und anzeigen, die auf bestimmte psychische Erkrankungen spezialisiert sind.
Dezentrale und mehrstufige Versorgungsangebote
Thüringens Gesundheitsministerin Heike Werner, die an der Pressekonferenz teilnahm, wies auf die flächendeckenden und sehr differenzierten Versorgungsangebote im Land hin – beginnend bei den Sozialpsychiatrischen Diensten in den Städten und Gemeinden als erste Anlaufstellen über die Psychiatrischen Institutsambulanzen der Kliniken, die Tageskliniken und häuslichen Versorgungsangebote bis hin zur vollstationären Behandlung, also dem längeren Klinikaufenthalt. „Die Thüringer Krankenhäuser bieten eine hochkompetente dezentrale, mehrstufige und patientennahe Versorgung sowohl in der Erwachsenenpsychiatrie als auch in der Kinder- und Jugendpsychiatrie sowie in der Psychosomatik“, so die Ministerin. „Diese Infrastruktur gilt es weiter zu stärken und bedarfsgerecht anzupassen.“
Schnelle und detaillierte Informationen für Betroffene und Angehörige
Wie die Thüringen-Karte auf der Startseite der neuen Rubrik „Psychische Gesundheit“ zeigt, bieten die Krankenhäuser sowohl an ihren Hauptstandorten als auch an zahlreichen Nebenstandorten in ganz Thüringen Hilfe für Menschen mit psychischen Belastungen, Störungen oder Erkrankungen. Über ein Auswahlmenü können die Standorte mit Behandlungsangeboten für Erwachsene, für Kinder und Jugendliche oder für psychosomatische Patientinnen und Patienten aufgerufen werden. Durch unterschiedliche Farben lässt sich sofort erkennen, was an dem Standort genau angeboten wird: ambulante Hilfe in Psychiatrischen Institutsambulanzen (PIA), teilstationäre Angebote in Tageskliniken oder eine vollstationäre klinische Versorgung mit psychiatrischer Notaufnahme. Beim Anklicken oder Berühren eines Standorts werden weitere Angaben zu diesem Standort eingeblendet: Kontaktdaten, Ansprechpartner/innen, Direkt-Links zur Internet-Seite der Einrichtung und teilweise auch Informationen zu Schwerpunkten und Behandlungsmethoden. So können Hilfesuchende sofort erkennen, wo im näheren Umkreis welche psychiatrischen bzw. psychosomatischen Versorgungsangebote zu finden sind. Eine solche einfache und dennoch ausführliche Übersicht gibt es für den Freistaat Thüringen bisher nicht.
Gezielte Suche nach Behandlungsangeboten für häufige psychische Erkrankungen
Wer gezielt Hilfe bei bestimmten psychischen Störungen und Erkrankungen sucht, findet noch differenziertere Informationen auf den Unterseiten der neuen Rubrik. Für die drei Teilgebiete Psychiatrie, Psychosomatik sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie gibt es jeweils eine eigene Unterseite mit einer weiteren interaktiven Thüringen-Karte, auf der Versorgungsstandorte nach häufig auftretenden psychischen Störungen und Erkrankungen ausgewählt werden können – ebenfalls farblich gekennzeichnet nach ambulanten, teilstationären und vollstationären Behandlungsmöglichkeiten. So lassen sich zum Beispiel Klinikstandorte herausfiltern, die sich auf Behandlungen von Patienten mit Demenz, Suchterkrankungen, Schizophrenie, Depressionen, Neurosen, Persönlichkeitsstörungen, Essstörungen und anderen seelischen Erkrankungen spezialisiert haben. Je nach Auswahl steht unter der Karte außerdem eine kurze Beschreibung des ausgewählten Krankheitsbildes sowie eine tabellarische Übersicht, welche Kliniken in Thüringen wie viele vollstationäre Betten und wie viele teilstationäre Behandlungsplätze in ihren Tageskliniken bereithalten.
Hilfe und Beratung in akuten Krisen
Eine weitere Neuerung und wertvolle Hilfe für Menschen, die sich in einer akuten psychischen Krise befinden oder Suizid-Gedanken haben, ist die zentrale Seite „Hilfe und Beratung bei Krisen“. Hier sind landesweit alle Anlaufadressen und telefonischen Krisenberatungen von den Sozialpsychiatrischen Diensten bis hin zu den Notaufnahmen der Kliniken zusammengefasst. Diese Seite ist auch direkt von der Startseite des Krankenhausspiegels Thüringen erreichbar, damit Hilfesuchende nicht lange nach Ansprechpartnern und Telefonnummern suchen müssen.
Weg von der Kasernierung hin zur Gemeindepsychiatrie
Auch in Thüringen steigt die Nachfrage nach psychiatrisch-psychotherapeutischer Behandlung seit Jahren an. Einen Überblick über die Versorgungssituation in den drei Bereichen Allgemeinpsychiatrie, Psychosomatik sowie Kinder- und Jugendpsychiatrie gab der Chefarzt des Zentrums für Seelische Gesundheit der Thüringen-Kliniken „Georgius Agricola“ in Saalfeld, Dr. Thomas Sobanski: „Seit den 90-er Jahren hat die Versorgung psychisch erkrankter Menschen in Thüringen einen gewaltigen Sprung gemacht. Gab es zuvor nur einige wenige psychiatrische Großkliniken mit Schlafsälen und oft langjährigen Aufenthaltsdauern der Patienten, so haben wir heute flächendeckend dezentrale wohnortnahe Versorgungsstrukturen mit zusätzlich entstandenen psychiatrischen Abteilungen an Allgemeinkrankenhäusern. Die psychiatrischen Kliniken – Fachkrankenhäuser wie auch die Abteilungen – arbeiten heute eng mit vielen weiteren Einrichtungen zusammen und bilden mit ihnen zusammen die moderne Gemeindepsychiatrie. Hierzu gehören Sozialpsychiatrische Dienste in den Landkreisen, psychiatrische Wohnheime, Berufsbildungszentren und Beratungsstellen sowie die niedergelassenen Fachärzte für Psychiatrie und die Psychologischen Psychotherapeuten. All dies hat zu einer deutlichen Steigerung der Behandlungserfolge geführt, ebenso die immer größere Rolle der Psychotherapie bei der Behandlung psychisch erkrankter Menschen. Auch die Psychosomatik und die eigenständige Kinder- und Jugendpsychiatrie haben in den letzten Jahrzehnten erheblich an Bedeutung gewonnen.“
Steigender Bedarf an psychiatrischen Behandlungen
Dr. Silvius Fehler, Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie & Psychosomatik der Helios Fachkliniken Hildburghausen, gab einen Überblick über die aktuellen Entwicklungen in der Psychiatrie: „Die Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen sind in Thüringen in den letzten zehn Jahren um über 50 Prozent angestiegen und nehmen inzwischen nach Atemwegserkrankungen und Muskel-Skelett-Erkrankungen den dritten Rang ein. Am stärksten betroffen sind Beschäftigte im Gesundheitswesen, was vornehmlich auf die pandemiebedingten Arbeitsbelastungen zurückzuführen sein dürfte. Depressionen stehen bei den psychiatrischen Diagnosen an erster Stelle, gefolgt von Belastungs- und Anpassungsstörungen. Den stetig steigenden Bedarf nach psychiatrisch-psychotherapeutischer Behandlung erleben wir auch in unseren Kliniken und versuchen, diesem mit begrenzten personellen und finanziellen Ressourcen bestmöglich gerecht zu werden.“
Künftige Herausforderungen
Diesen Faden griff die Ärztliche Direktorin und Chefärztin der Abteilung für Suchtmedizin im Ökumenischen Hainich Klinikum Mühlhausen, Dr. Katharina Schoett, mit einem Blick auf die kommenden Jahre auf: „Die Psychiatrie in Thüringen ist gut aufgestellt, steht aber angesichts des steigenden Bedarfs an Behandlungen vor großen Herausforderungen. Neben tiefgreifenden regulatorischen Veränderungen, etwa durch das neue Diagnose-System ICD-11, das wir innerhalb weniger Jahre in die Praxis umsetzen müssen, oder bürokratische Struktur- und Personalvorgaben mit vielen deutlich verschärften Nachweispflichten und Sanktionen, ist es vor allem die Situation auf dem ärztlichen Arbeitsmarkt, die eine stabile regionale Versorgung erschwert. Bundesweit sind 72 Prozent der Fachärztinnen und -ärzte älter als 50 Jahre, viele von ihnen stehen kurz oder auch bereits nach dem Renteneintritt. Wir brauchen also eine aktive Nachwuchsförderung und darüber hinaus insgesamt eine stärkere öffentliche Präsenz unseres Fachs bei der Verteilung von Mitteln und Kapazitäten.“
Krankenhausspiegel mit neuen Qualitätsergebnissen aus 17 häufigen Behandlungsgebieten
Die neue Rubrik „Psychische Gesundheit“ erweitert den Krankenhausspiegel Thüringen, der aufschlussreiche vergleichende Qualitätsergebnisse aus vielen wichtigen Behandlungsgebieten wie Geburtshilfe, Gynäkologische Operationen, Herzkatheter-Behandlungen, Hüft- und Kniegelenkersatz oder Lungenentzündung in leicht verständlichen Schaubildern und Texten veröffentlicht. Die Schaubilder werden jährlich aktualisiert und zeigen die neuesten verfügbaren Daten. Ergänzt werden sie durch Erläuterungen zu den Erkrankungen sowie den Diagnose- und Therapiemöglichkeiten des jeweiligen Behandlungsgebiets. Weitere Rubriken wie Schlaganfall- und Schwerverletzen-Versorgung, Versorgung von Krebspatienten, Palliativmedizin, Long Covid sowie ausführliche Porträts aller Krankenhäuser mit ihren aktuellen Kontaktdaten runden das Informationsangebot ab. Den Bürgerinnen und Bürgern bietet der Krankenhausspiegel damit umfassende Informations- und Vergleichsmöglichkeiten über die Krankenhäuser in Thüringen, ihre Leistungen und ihre Behandlungsqualität. Vor einem Krankenhausaufenthalt etwa lassen sich so viele Informationen gewinnen, die bei der Auswahl helfen können.
Weitere Informationen unter: www.krankenhausspiegel-thueringen.de
v.l.n.r. Dr. Katharina Schoett (Ärztliche Direktorin und Chefärztin der Abteilung für Suchtmedizin, Ökumenisches Hainich Klinikum Mühlhausen), Rainer Poniewaß (Geschäftsführer der Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen e.V.), Dr. Silvius Fehler (Ärztlicher Direktor und Chefarzt der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, HELIOS Fachkliniken Hildburghausen), Ministerin Heike Werner (Ministerin für Arbeit, Soziales, Gesundheit, Frauen und Familie), Dr. Gundula Werner (Vorstandsvorsitzende der Landeskrankenhausgesellschaft Thüringen e.V.), Dr. Thomas Sobanski (Chefarzt der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatische Medizin, Thüringen-Kliniken „Georgius Agricola“, Saalfeld)
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